Bertolt Brechts Schauspiel „Leben des Galilei“ hatte seine mit viel Beifall aufgenommene Premiere am Celler Schlosstheater. Besonderer Jubel galt Jürgen Kaczmarek für die Darstellung der Titelrolle.
CELLE. Gleich mehrere Fassungen seines Schauspiels über das „Leben des Galilei“ hat Bertolt Brecht geschrieben und sie schließlich unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki in der inhaltlichen Aussage noch einmal grundlegend überarbeitet. Seit 1947 geht es ihm weniger darum, dass die Erde aus dem Mittelpunkt des Weltbildes herausgerückt wird und um den daraus entstehenden Konflikt mit der Kirche; vielmehr beschäftigen Brecht wissenschaftliche und technische Entwicklungen, die mit ihren Auswirkungen auf den Menschen neue Verantwortung bedeuten.
Dass solche Herausforderungen auch in der digitalisierten Welt der Gegenwart noch ihre Bedeutung haben, lässt Regisseur Peter Lotschak in seiner Inszenierung am Schlosstheater nachhaltig deutlich werden. Dem Brecht’schen Stück setzt er mit der bejubelten Landung von Apollo 11 auf dem Mond einen kurzen, szenischen Prolog voran, der sich als Spannungsbogen zwischen Geschichte und Gegenwart fortsetzt, immanent im Stück erhalten bleibt und am Ende verkürzt noch einmal aufgenommen wird. Dazwischen liegen gut zwei Stunden mitreißendes Theater, eindringliche Bilder und fesselnde Dialoge, die den Zuschauer durchgehend in Atem halten.
Mit nur wenigen Requisiten hat Odilia Baldszun dazu ein stimmungsvolles Arbeitszimmer mit historischem Zuschnitt geschaffen. Ein transparenter Vorhang ermöglicht einen Blick nach draußen. Hier beobachtet Galilei mit dem neu entwickelten Fernrohr den Mond und die Sonne, beschäftigt sich mit Physik und Astronomie, lehrt und erklärt und verfolgt sein Ziel, der Welt seine neuen Entdeckungen und die damit verbundenen Wahrheiten zu offenbaren. Dass er dabei selbst in Gefahr gerät, bemerkt er erst spät.
Peter Lotschak betont in seiner Inszenierung das Ruhige der Handlung, vermeidet sprachliche Überhitzung und lässt seinen durchweg starken Darstellern viele Möglichkeiten zur Entfaltung. In der Titelrolle gelingt es Jürgen Kaczmarek mit ausgeprägter Bühnenpräsenz, die verschiedenen Facetten des Galilei deutlich werden zu lassen. Vom väterlichen Lehrmeister seines kleinen Schützlings Andrea (Tristan Übermuth und Johannes Laukart übernehmen diese Rolle alternierend) über den begeisterten Forscher, der auch barsch zu seiner Tochter Virginia (überzeugend Kathrin Ost) sein kann, bis hin zum fast erblindeten und verzagten Wissenschaftler gelingt ihm das überaus differenziert. Eine starke Leistung.
Resolut und streng in der Erziehung ihres heranwachsenden Sohnes (Marc Vinzing) ist Christina Rohde als Frau Sarti, und als kleiner Mönch entwickelt Christian Meyer authentisches Profil. In Mehrfachrollen glänzen ohne Ausnahme Raphael Seebacher, Wolfgang Gellert, Joannis Zoidis, Wolfgang Wobeto und Heinz Behrens.
Viel Beifall gab es am Schluss – und besonderen Jubel für Jürgen Kaczmarek. Ein starker Theaterabend.
Quelle: http://www.cellesche-zeitung.de/S2639478/Beifall-fuer-starken-Theaterabend
Theater Szenenfotos: Copyright by Bernd Böhner, Dietrich Dettmann, Jürgen Frahm, Buehnenfotograf.de, Jochen Quast, Theatour/J. Servatius
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